Auch andere Präsidenten pflegten nicht gerade ein besonders offenes Verhältnis zu den Medien. Sieben Jahre lang, zwischen 2007 und 2014, konnte ich das als USA-Korrespondent aus nächster Nähe erleben. Wenn Barack Obama eine Pressekonferenz hielt, stand in der Regel von vornherein fest, welche Medien Fragen stellen durften. Es waren in der Regel die größten und mächtigsten Zeitungen und Fernsehsender. Die anderen, vor allem die kleineren und die ausländischen Medien, hatten das Nachsehen. Sie wurden nicht drangenommen.

Nur: Unter den Großen und Mächtigen waren immer auch Kritiker. Auch sie kamen mit ihren Anliegen zum Zug, egal wie heikel sie waren. Das scheint unter Trump anders zu werden. Er will ausschließlich bewundert werden und duldet keine bohrenden Fragen. Schon im Wahlkampf grenzte er immer wieder unbequeme Journalisten aus, ließ sie entweder erst gar nicht zu seinen Veranstaltungen zu oder warf sie heraus, sobald sie ihm zu lästig wurden. Seit Anbeginn führt Trump einen Feldzug gegen kritische Medien.

Seine Twitter-Hasstiraden sind Legende. Wer ihm in die Quere kommt, wird mit Spott und Verachtung überzogen. Der alsbald 45. Präsident der Vereinigten Staaten besitzt nicht einen Hauch an Souveränität. Am vergangenen Wochenende wütete er gegen den schwarzen Abgeordneten John Lewis und warf der Ikone der Bürgerrechtsbewegung vor, nur aus bloßem "Gerede" zu bestehen und außerdem einen angeblich "kriminalitätsverseuchten" Wahlbezirk zu vertreten.

Gute Medien, böse Medien

Trump ist leider nicht der einzige Kreuzzügler. Vor allem Rechtspopulisten wie er tendieren überall auf der Welt dazu, die Medien als Feind zu betrachten, zumindest jene, die keine Schmeichler sind und das tun, was ihre Aufgabe ist: Distanz zu den Mächtigen wahren und ihnen auf die Finger schauen.

In diesem erbitterten Kampf werden alle, die ihre Wächterrolle ernstnehmen, sofort als "Lügenpresse" und als Wahrheitsverdreher gebrandmarkt. Trump, die deutsche AfD, der französische Front National, Ungarns Premier Victor Orbán und viele andere teilen die Medien in gut und böse ein. Wer nach dem Mund redet, ist gut, wer misstrauisch und kritisch bleibt, ist böse.

Das hat fatale Folgen. Um sich den Zugang zu den Mächtigen zu erhalten, biedern sich einige Medien an, werden zu Opportunisten und stellen nur noch wohlfeile Fragen. Die anderen, die Abstand wahren und skeptisch bleiben, haben das Nachsehen, ihnen wird der Zugang zu Veranstaltungen und wichtigen Informationen versperrt oder zumindest äußerst schwergemacht. Auf Trumps Pressekonferenz am Mittwoch konnte man bereits die ersten Auswirkungen erleben.

Die für eine freiheitliche Demokratie lebensnotwendige kritische Berichterstattung droht damit, schweren Schaden zu nehmen.

Anmerkung: In einer früheren Version der Kolumne hieß es, CNN habe den gesamten 35-seitigen Bericht mit Anschuldigungen gegen Trump veröffentlicht. Korrekt ist, das CNN über das Dokument und die darin erhobenen Vorwürfe nur berichtet hat. Die Kolumne ist nun entsprechend korrigiert.